Mein Lampenfieber - im Vorfeld definitiv vorhanden - war unbegründet, es war ein sehr schöner Abend. Vielen Dank nochmal, dass ich zu Gast sein durfte!
Zugegen war ich mit dem selbstgebauten Digital-Signage-Display aus meinem Schaufenster (dazu gibts demnächst einen eigenen Artikel) und einem kleinen Modellhaus zum Veranschaulichen der Netzwerkinstallation im Gebäude. Auch mit dabei waren allerlei Einplatinenrechner zum Experimentieren mit Netzwerkboot, vollautomatischer Betriebssysteminstallation und dem ERP-System Kivitendo.
Der Abend startete mit allerlei spontanen Fachgesprächen - Kollegen aus verschiedenen Bereichen der IT-Branche und Modelleisenbahnfreunde waren unter anderem mit von der Partie. Im Lauf des Abends füllte sich die Stube und viele Zoiglgäste schauten mal am "Messestand" vorbei um die Ausstellungsstücke zu begutachten.
Zu späterer Stunde klang der Abend dann gemütlich in einer geselligen Runde von Neuhausern aus. Einfach schön! Denen, die bisher noch nicht bei Teicher Trifft waren kann ich nur wärmstens empfehlen, mal vorbeizuschauen - ob als Besucher oder "Aussteller" - es lohnt sich!
Nachlese: So sah es aus
Für diejenigen, die es letzte Woche nicht geschafft haben, habe ich ein paar Bilder gemacht und werde versuchen den Aufbau des Modellhauses in Textform zu erklären. Ziel des Ganzen ist - wie bei meinem Artikel zur Netzwerkinstallation auch - zu veranschaulichen, wie die Netzwerkinstallation im Gebäude aussieht und was sie kann. Damit es nicht bei einem reinen Schaubild bleibt ist dieses Modell komplett verkabelt und funktionsfähig, so dass man alle Komponenten auch ausprobieren kann. Im Modell verlaufen die Kabel durch einen "Kamin" - angedeutet durch das kleine Stück Kabelkanal, das links oben übers Dach hinaussteht. In einem Haus wo keine Lehrrohre verfügbar sind, aber dafür ein stillgelegter Kamin, kann man auf diesem Weg eventuell die Netzwerkinstallation ohne größere Baustellen verlegen.
Verteiler
Herzstück des Ganzen ist der zentrale Verteiler, bestehend aus einem Switch und einem Patchpanel. Das Patchpanel (im Bild rechts) ist rein passiv und besteht nur aus einer Reihe von Netzwerkdosen, von denen eine jede mit einer Dose im Haus verbunden ist. Um sich gut zurechtzufinden beschriftet man die Einzeldosen (auch Ports genannt) auf dem Patchpanel immer mit dem gleichen Namen wie die zugehörige Dose im Haus (z.B. U2). Man kann sich das Patchpanel mit den fest daran angeschlossenen Dosen am anderen Ende als ein Bündel von Verlängerungskabeln vorstellen, das an einem zentralen Punkt zusammenläuft. Die aktive Komponente ist der Switch (im Bild links). Dieser bildet das eigentliche Netzwerk: alle am Switch angeschlossenen Geräte können miteinander kommunizieren. Der Patchpanelport U2 ist nicht am Switch angeschlossen. Über das schwarze Kabel an diesem Port wird die Dose U2 und damit das daran angeschlossene Analogtelefon mit dem TAE-Anschluss der Fritzbox verbunden.
Fritzbox
In einem Heimnetzwerk gibt es üblicherweise am Router angeschlossene Telefone, für die dieser als Telefonanlage für interne und externe Anrufe zuständig ist. Dafür dient hier die Fritzbox. Sie ist in diesem Fall reine Haustelefonanlage für das Inselnetz im Modellhaus. Dieses Inselnetz hat keine Internetverbindung und ist auch nicht ans Telefonnetz angebunden. Eine Internetverbindung via Kabel oder WLAN herzustellen wäre selbstverständlich möglich, aber der Aufbau ist so ausgelegt, dass keinerlei Aussenanbindung benötigt wird.
Analogtelefon
Im Erdgeschoss des Modellhauses befindet sich ein Analogtelefon, das über die Netzwerkdose und passende Adapterkabel auf beiden Seiten direkt mit dem TAE-Anschluss der Fritzbox verbunden ist. Dies ist problemlos möglich, da ein Analogtelefon eine 2-adrige Leitung benötigt und die Netzwerkinstallation 8-adrig ist. Auf die gleiche Weise können auch Faxgeräte oder ISDN-Telefone angeschlossen werden. Da so eine Netzwerkdose verbraucht wird, sollte man zu jedem Dosenstandort im Haus zwei Kabel verlegen und eine Doppeldose setzen.
IP-Telefon
Als modernes Pendant zum Analogtelefon gibt es im ersten Stock ein Voice-over-IP-Telefon. Dieses Telefon sieht dem Analogtelefon zwar auf den ersten Blick ähnlich, ist aber intern ganz anders aufgebaut. Es enthält einen kleinen Embedded-Computer, der über das Netzwerk mit der Fritzbox kommuniziert und Sprache als digitalen Datenstrom über das Netzwerk schickt. Es wird über vom Switch via PoE (Power over Ethernet) auch mit Strom versorgt. PoE ist ein Protokoll, das es erlaubt kleine Verbraucher (z.B. Telefone, Überwachungungskameras, WLAN-Accesspoints) über das Netzwerkkabel mit Gleichstrom zu versorgen. In diesem kleinen Netz gibt es nur einen Switch, der alle Ports mit Strom versorgen kann. In größeren Netzen betreibt man in der Regel separate Switches für Geräte, die eine solche Stromversorgung benötigen, da PoE-Switches deutlich teurer sind als konventionelle.
Installationsserver
Bei diesem Gerät, das auf den ersten Blick wie ein Dock für externe Festplatten aussieht, handelt es sich um einen Odroid HC4, einen Mini-Rechner mit ARM-Prozessor und Linux-Betriebssystem. Er ist die wichtigste Komponente für den Inselbetrieb: Er verteilt IP-Adressen per DHCP und stellt einen DNS-Server für die Namensauflösung zwischen IP-Adressen wie 192.168.2.3 und Namen wie kivitendo.local zur Verfügung. Ausserdem ist er ein Mirror für Pakete: Er enthält ein lokales Archiv mit sämtlichen Paketen (installierbare Programme) für Ubuntu Linux zur Verfügung - rund 5 Terabyte an Daten. All diese Komponenten im Zusammenspiel ermöglichen das Booten und die vollautomatische Betriebssysteminstallation von Computern rein über das Netzwerk. All das funktioniert im echten Inselbetrieb, völlig ohne Internetanbindung.
Kivitendo-Server
Auch hierbei handelte es sich trotz der täuschend kleinen Größe um einen vollwertigen Computer. Inhaltlich richtete er sich eher an Fachpublikum: Zunächst diente er als Versuchskaninchen für die vollautomatische Betriebssysteminstallation übers Netzwerk, war also damit beschäftigt sich auf Knopfdruck mit einer leeren SD-Karte als Startpunkt komplett neu zu installieren. Nach diesem Prozess startete er automatisch einen Webbrowser, über den das - ebenfalls automatisch installierte und konfigurierte - ERP-System Kivitendo ausprobiert werden konnte.
Stromverbrauch
Der Stromverbrauch dieses doch nicht ganz kleinen Netzwerks hielt sich dank der genügsamen ARM-Hardware ziemlich in Grenzen. Im Bild ist das Labornetzteil zu sehen, dass die beiden Server mit Strom versorgt. An Kanal 1 ist der Kivitendo-Server angeschlossen, der je nach Auslastung 2-3 Watt braucht. Der Installationsserver an Kanal 2 braucht durch die Desktopfestplatte zwischen 6 und 7 Watt. Auf Fritzbox und PoE-Switch dürften zusammen noch einmal etwa 6 Watt entfallen. Selbst in Summe liegt das noch deutlich unter der Leistungsaufnahme der beiden Monitore (ca. 30-40W).